30 Jahre IG-Festabend

06.07.2019

Historischer Botschafter für Memmingen

Rückblende auf die 50er Jahre: im Memminger Umland besitzen die meisten Feuerwehren nur einen Tragkraftspritzenanhänger, den ein Traktor zieht. Nur in Memmingen gibt es bereits einen schlagkräftigen Löschzug mit einer Drehleiter, einem großen Löschfahrzeug und ein Löschgruppenfahrzeug. Jedes dieser Großfahrzeuge hat liebevoll einen eigenen Namen erhalten: Georg, Irmi und Goliath. Über 30 Jahre leisten sie zuverlässig ihren Dienst in Memmingen und im Altlandkreis. Sie rücken von der Feuerwache am Ratzengraben zu Bränden, Rettung von Menschen und Tieren sowie zu unzähligen technischen Hilfeleistungen aus. Inzwischen wurden die roten Oldtimer längst außer Dienst gestellt. Interessierte können den historischen Löschzug jedoch heute noch bestaunen.
Das ist der Verdienst der „Interessengemeinschaft alter Memminger Feuerwehrfahrzeuge e.V.“ sowie zahlreicher Unterstützer des Memminger Löschwesens. In seiner Ansprache schilderte der Vorsitzende Rainer Dietrich, wie die alten Feuerwehrfahrzeuge vor dem Schrottplatz gerettet wurden: Zugführer Helmut Angerer und Feuerwehrmann Reinhard Fröhlich gründetet im Februar 1989 den Verein, der den alten Löschzug als Teil Memminger Feuerwehrgeschichte erhalten sollte. Später kam noch ein VW-Käfer namens Günter als Kommandowagen hinzu. Die Fahrzeuge blieben Eigentum der Stadt Memmingen. In den Folgejahren wurde ein Fahrzeug nach dem anderen komplett zerlegt, im originalen rubinrot neu lackiert und techisch auf Vordermann gebracht. Auch ein Motorschaden von „Irmi“ brachte die Schrauber von der Feuerwehr nicht aus der Fassung. Aus einem Oldtimer der Feuerwehr Mühldorf wurde kurzerhand ein Austauschmotor eingebaut, der auch heute noch gut funktioniert. Derzeit wird „Goliath“ restauriert und soll bis Herbst wieder im neuen Glanz erstrahlen. Goliath hat immerhin 115 PS und einen Turbolader.
Rainer Dietrich berichtet auch von den Schwierigkeiten, die Oldtimer ordentlich unterzubringen. Mit Unterstützung des damaligen Oberbürgermeister Dr. Holzinger fand der Verein eine dauerhafte Bleibe in der ehemaligen Außenwache am Hühnerberg und später auch noch zusätzliche Stellplätze in der alten Feuerwache am Ratzengraben.
Die Vereinsmitglieder, die überwiegend aus aktiven und ehemaligen Feuerwehrleuten bestehen, machten schon bald mit publikumswirksamen Aktionen auf sich aufmerksam. So wurde 1999 eine große Oldtimerausstellung auf dem Marktplatz organisiert. Noch größer war fünf Jahre später eine Ausstellung mit 140 Drehleiterfahrzeugen, die bis aus der Schweiz und Frankreich nach Memmingen kamen. Oberbürgermeister Manfred Schilder sagte, dass der historische Löschzug bei vielen Veranstaltungen im In- und Ausland ein hervorragender Botschafter für die Stadt Memmingen sei. Zum Abschluss der Feierstunde wurde ein historischer Film aus dem Jahr 1955 gezeigt, als die berühmte „Weckerlinie“ mit Georg, Irmi und Goliath zu einem Einsatz ausrückte.
Der Spielmannszug unter Leitung von Manfred Traut sorgte für eine gelungene musikalische Umrahmung der Veranstaltung. Unter den Gästen befanden sich neben Manfred Schilder auch sein Vorgänger Dr. Ivo Holzinger, Stadtbrandinspektor Wolfgang Bauer, Amstleiter Brand- und Katastrohpenschutzamt Andi Land und Förderer. Als 82. Mitglied trat Feuerwehrreferent Gottfried Voigt in den Verein ein.

Quelle: Memminger Zeitung vom 10. Juli 2019