Dodge - WC 51, Löschgruppe Hühnerberg

Klassifizierung: MTW-TS/Lkw 0,75 to

Indienststellung:1953
Im Dienst bis:ca. 1963
Kennzeichen:MM-202
Interner Name:unbekannt
Funkrufname:Keiner

Aufnahmen Dodge WC 51

Technische Daten: Hersteller

Fahrgestell:Dodge
Fahrzeugtyp:G-502
Motor:Reihensechszylinder Flachkopfbenzinmotor
Motorenhersteller:Chrysler
Motorleistung:92 PS bei 3200 U/min
Hubraum:3772 ccm
Getriebe:4 Gang Schaltgetriebe +
Einbereichsverteilergetriebe mit Teilzeit-Allradantrieb

Brennstoffverbrauch:unbekannt, aber vermutlich sehr hoch
Kraftstoffart:Benzin – Ottokraftstoff
Zul. Gesamtgewicht:3,3 to
Nutzlast:750 kg
Aufbau-Hersteller:Der Aufbau wurde vermutlich von der LG Hühnerberg selbst erstellt. Ein solcher militärischer Aufbau ist nicht bekannt.
Besatzung:9 Personen

Vorwort:

Der Hühnerberg wie er schon zu reichsstädtischen Zeiten genannt wurde, ist ein sanfter Höhenzug zwischen dem Buxachtal und dem Memminger Trockental im Westen der Stadt Memmingen. Bereits 1904 wurde dort ein Aussichtsturm errichtet, der dann ab 1910 Bismarckturm genannt wurde. 1933 wurden die ersten Gebäude für die SA-Sportschule errichtet, ab August 1935 beherbergten die Gebäude drei Ergänzungskompanien. Im Sommer 1940 wurde dann der ganze Bereich zu einem Gefangenenlager, dem Stalag VII B. Die Befreiung der Kriegsgefangenen fand am 26. April 1945 durch US-amerikanische Truppen statt. Im Anschluss dienten die Baracken und Gebäude zur Unterbringung von bis zu 2000 Flüchtlingen und Heimatvertriebenen. So entstand der Stadtteil Hühnerberg.

Lageplan vom Stalag VII B
Flüchtlingslager vor dem Beginn des Siedlungsbaues 1949
Quelle: Stadtarchiv Memmingen
Flüchtlingsbaracken, Stand 1946
Quelle: Stadtarchiv Memmingen

Weiterführende Informationen zur Entstehung des Stadtteils Hühnerberg finden Sie unter:
Stadtarchiv Memmingen
Historischer Verein Memmingen

Eine Feuerwehr wird im Flüchtlingslager am Hühnerberg gegründet

„Auf Anregung des Stadtrates in der Flüchtlingssiedlung eine Gruppe Feuerwehr zu errichten wurde beschlossen, dass die Siedlung Hühnerberg zirka 12 Mann zur Feuerwehr Memmingen stellt, das dann auch ab 1. November 1948 gemacht wurde. Es wurde eine TS 8 mit nötigem Schlauchmaterial zur Verfügung gestellt und in einem Schuppen untergebracht“

Memmingen 1. Nov. 1948
Allgöwer
Kommandant

Schriftstück zur Gründung der Löschgruppe Hühnerberg
Auszug aus dem Protokoll von Kommandant Georg Allgöwer

Umgehend wurde mit der Werbung von Mannschaften für eine Löschgruppe begonnen. Nachdem sich mehrere Männer gemeldet hatten, begannen sofort die ersten Ausbildungsunterrichte und Übungen. Auch der Bau eines Löschwasserbeckens wurde von den Bewohnern des Hühnerberges in Angriff genommen.

Wie wichtig die Einrichtung der „Lagerfeuerwehr“ und der Bau eines Löschwasserbeckens war, zeigte sich in der Nacht vom 2. auf den 3. August 1949. Gegen 0.05 Uhr brach in einer im östlichen Teil der Siedlung gelegenen Schreinerei ein Brand aus, der durch einen heftigen Sturm begünstigt auf 3 weitere Baracken übergriff. Die Bewohner konnten nur ihr nacktes Leben retten. Glücklicherweise waren keine Verluste von Menschenleben zu beklagen.

Erste Übungsdienste. Quelle: Privat Schütterle M. sen.

Im Februar 1950 wurde eine Sirene zur Alarmierung der Feuerwehr am Hühnerberg installiert. Diese wurde am 7.02.1950 in den Abendstunden zum ersten Mal mit einem Probealarm ausgelöst. Die Hühnerberg-Löschgruppe wurde mehr und mehr ein Bestandteil der Memminger Feuerwehr.

Ein Stall und Heuschober gerieten am 24. Januar 1950 in Brand. Am 26. April des gleichen Jahres konnte ein Zimmerbrand im ehemaligen Kindergarten und am 6. August 1950 ein Zimmerbrand in der Baracke 6 erstickt werden.

Regelmäßige Übungen, die an jedem zweiten Dienstag angesetzt waren, sorgten für einen guten Ausbildungsstand.

Die Löschgruppe Hühnerberg ist angetreten
Die Löschgruppe Hühnerberg mit Tragspritzenanhänger, Schlauchwagen und einer Schiebleiter auf Transportwagen.
Links der Leiter der Löschgruppe LM Senar. Quelle: Privat Schütterle M. sen.

So berichtete die Memminger Zeitung am 16. September 1950:

Die Memminger Feuerwehr übt

Übungsende Löschgruppe Hühnerberg. Gratulation zum guten Verlauf von Kommandat AllgöwerAm vergangenen Samstag um 17:00 Uhr, hielt die Freiwillige Feuerwehr, Gruppe Hühnerberg, unter Führung von Löschmeister Senar eine Alarmübung ab. Als Brandobjekt wurde der östliche Dachstuhl von Block 1 angenommen. Hier sollte nach dem Alarm Übungsplan ein Feuer ausgebrochen sein. Die Gruppe Hühnerberg wurde durch die Sirene alarmiert und begann nach kürzester Frist mit 8 Strahlrohren die Bekämpfung des Feuers. Da aber dieses durch den herrschenden Ostwind auf das ganze Gebäude überzugreifen drohte, musste noch eine Abteilung aus der Stadt alarmiert werden, die ebenfalls in Einsatz kam. 

Die Übung inspizierte Kommandant Allgöwer und Oberbrandmeister Schwarz. Kommandant Allgöwer sprach sich über den Einsatz der Wehr sehr anerkennend aus und versicherte, dass die Feuerwehrleute, die mit großer Disziplin und Freudigkeit diese Übungseinsätze ausführten, für den Ernstfall gut gewappnet seien. Bei der Besichtigung war auch Stadtrat Weixler als Vertreter der Stadt, sowie Lagerleiter Bath für das Flüchtlingskommissariat anwesend. Nach der Übung versammelte sich die Gruppe zu einem gemütlichen Beisammensein in der Kantine des Hühnerberges.

Die Entwicklung der Hühnerberg Feuerwehr ging unaufhaltsam weiter. Auch der Feuerlöschteich konnte im Juni 1951 fertiggestellt werden.

So gibt es in der Memminger Zeitung einen kleinen Bericht vom Juni 1951, in dem steht:

Gemeinsam erbauter Feuerlöschteich steht für den Ernstfall bereit

Am Hühnerberg konnte nunmehr der neue Feuerlöschteich fertiggestellt werden. Er fasst 144 Kubikmeter Wasser, bei einer Tiefe von 1,30 Metern, einer Länge von 13 Metern und einer Breite von 8,5 Metern. Die Wassermenge des Teiches ist so groß, dass eine Spritze mit 800 Minutenlitern 3 Stunden lang gespeist werden kann. Der Löschteich konnte dank der freiwilligen und unentgeltlichen Arbeitsleistung vieler Hühnerbergbewohner zu seiner jetzigen Größe ausgebaut werden. Hätte das Material und die gesamten Arbeiten bezahlt werden müssen, so wäre der Weiher wesentlich kleiner ausgefallen. Die freiwillige Gemeinschaftsleistung der Heimatvertriebenen verdient deshalb besonders hervorgehoben zu werden.

(Auszug aus dem Bericht der MZ)

Im Oktober 1953 konnte dann die Löschgruppe Hühnerberg auf 5 erfolgreiche Jahre zum Schutz der Bewohner der Hühnerberg-Siedlung zurückblicken. So schrieb die Memminger Zeitung unter anderem:

 „Als besondere Leistung möge erwähnt werden, dass diese idealistisch gesinnten, tätigen Männer nicht nur ihre Freizeit, ihre Nachtruhe und ihre Gesundheit zum Wohle und Schutze ihre Mitmenschen opfern, sondern dass es ihnen sogar, gelang aus eigenen Mitteln den Ankauf und die Ausgestaltung eines Mannschaftswagens zu finanzieren. 1600 DM kostete der erworbene und für die Zwecke der Feuerwehrgruppe umgebaute Dodge, dessen Allradantrieb ihn auch für unwegsame Gelände brauchbar macht. Die technische Ausrüstung mit einer Tragkraftspritze (TS 8), die eine Leistung von 800 Litern ermöglicht, sei durch den Kommandanten der Memminger Freiwilligen Feuerwehr beschafft worden. Daher sei die aus 2 Gruppen bestehende Abteilung am Hühnerberg allen Anforderungen gewachsen, die sich innerhalb ihres Bereiches ereignen könnten. Selbst bei größeren Bränden, welche die Alarmierung der Memminger Wehr notwendig macht, wird der schnelle Einsatz der Hühnerberg-Abteilung, eine Eindämmung des Brandherdes und Abschirmung gefährdeter Nachbargebäude gewährleisten, bis die Memminger Mannschaften eintreffen.“

Kommandant Georg Allgöwer mit den Männern der LG Hühnerberg.
Im Hintergrund der neu erworbene Dodge mit einem schweren Tragkraftspitzen-Anhänger.

Mit der Indienststellung des Fahrzeuges wuchs auch der Ausrückebereich der Löschgruppe Hühnerberg auf das ganze Stadtgebiet und die angrenzenden Gemeinden. Bei allen großen Übungen und Einsätzen waren sie nun beteiligt.

Auf dem Bild die Einheits-TS bei einer Übung 1953 auf dem Marktplatz. Im Hintergrund die beiden Dodge mit Anhänger der Stadt- und Hühnerberg - Feuerwehr.
Links im Bild unser LF16 "Goliath". Bildmitte: Dodge mit schwerem Tragkraftspritzenanhänger der FFM.
Rechts: Dodge der Hühnerberg-Feuerwehr.
Aufnahme Nach einer Übung bei Metzeler Schaum
Diese Aufnahme entstand nach einer Alarmübung 1955 bei den Metzeler Schaum Werken.
Von links die Fahrzeuge und Geräte der FF Amendingen, der Stadtfeuerwehr, der Feuerwehr Benningen (Dodge mit Vorbaupumpe)
und dem Fahrzeug der LG Hühnerberg.

Auszug aus der Rede des Kommandanten der Memminger Feuerwehr
beim Kameradschaftsabend auf der Burg am 4. Oktober 1958

…… sie haben das Jahresgeschehen zur Kenntnis genommen und nun wolle man zum gemütlichen Teil des Abends übergehen, wobei wir auch ein kleines Jubiläum feiern können, und zwar das zehnjährige Bestehen der Gruppe Hühnerberg. Es waren Männer, die 1945 durch die Flucht, Hab und Gut verloren haben. Sie traten an mich heran, mit der Bitte, dass sie im damaligen Barackenlager eine Löschgruppe gründen möchten, zum Schutz des mitgebrachten Gutes. Über diesen Antrag war ich sehr erfreut und brachte dem Verwaltungsrat das Anliegen vor. Es wurde alsbald mit der Stellung einer Motorspritze, eines Hydrantenwagens und einer Stützleiter beantwortet.

Die Gruppe stand und Zeugmeister Albert Schwarz nahm die Ausbildung der Männer vor. Im Verlauf des Jahres übernahmen Löschmeister Senar und Uhmann den weiteren Dienstbetrieb und die Ausbildung. Auch sorgten sie für ein eigenes Auto (Dodge) das nach dem Umbau ein flottes Fahrzeug wurde und durch die Motorisierung kann nun die Gruppe in der Stadt und im Landgebiet eingesetzt werden. Ebenso eifrig schafften sie an der Erstellung eines neuen Feuerwehrhauses. Waren doch die Geräte jahrelang in einer unwürdigen Holzbaracke untergebracht. Es entstand aus einer Eisenbaracke ein Feuerwehrhaus, das einen Mannschaftsraum, Ankleide-, Schlauch- und Geräteraum enthält und heute ist es innen ein Schmuckstück für die Stadt und den Kreis Memmingen.

Von den Gründungsmitgliedern sind beim 10-jährigen Jubiläum noch 7 Mann aktiv:

Löschmeister Senar Franz, Uhman Franz
und 5 Wehrmänner:  Funke Josef, Lenz Robert, Fastner Andreas, Rossmanith und Ulrich.

Alle noch aktiven Gründungsmitglieder erhielten bei der Jubiläumsveranstaltung das Silberne Feuerwehr-Ehrenzeichen.