Drehleiter für Pferdezug
Klassifizierung: Drehleiter
Indienststellung | 1925 |
Im Dienst bis | unbekannt |
Die Geschichte der ersten Drehleiter in Memmingen.
Im Jahre 1925 bekommt die Freiwillige Feuerwehr Memmingen ihre erste Drehleiter. Vorangegangen war der Antrag für die Beschaffung einer Pferde bespannten Drehleiter beim Memminger Stadtrat:
…“ bei den Übungen in den letzten Jahren haben sich bei der Leiter der 4. Kompanie mehrmals Mängel und Störungen gezeigt, welche im Ernstfall von unverantwortlichen Folgen und sogar mit Unglücksfällen begleitet sein könnten, ganz abgesehen davon, dass dies auf die Zuschauer einen ganz besonders schlechten Eindruck macht.
Die Ursache dieses mangelhaften Zustandes der Leiter dürfte einesteils mit der mehr als 40-jährigen Verwendungszeit, andererseits auch darin zu suchen sein, dass dieselbe vielfach auch zu privat und gewerblichen Zwecken von Handwerker benutzt wurde, wobei die ordnungsgemäße Bedienung in den meisten Fällen wahrscheinlich sehr zu wünschen übrig ließe.“
Das Kommando erachtete es als seine Pflicht, den Stadtrat darauf aufmerksam zu machen und erlaubte sich zugleich die Bitte zu stellen, die zur Neuanschaffung einer neuen modernen Drehleiter für Hand- und Pferdezug erforderlichen Mittel in der Höhe von rund 7.000 Mark zu bewilligen.
Um die Drehleiter in der Sommerschranne unterzustellen, musste auch das Tor des Einstellraums entsprechend vergrößert werden.
Weiter führt die Feuerwehr an:
…“zur Beschaffung kommt eine Konstruktion D VI, dreiteilig, mit einer Leiterlänge von 20 Metern, der Firma Magirus in Ulm in Betracht. Über deren Vorzüge sich eine Kommission des Feuerwehrausschusses aufgrund einer Besichtigung in der Firma überzeugen konnte.
Die Leiter weist gegenüber unseren Balanceleitern insofern bedeutende Vorteile auf, dass mit derselben, Hindernisse, wie zum Beispiel der Stadtbach, Vorgärten usw. überbrückt werden können, was mit den vorgenannten Leitern unmöglich ist. Außerdem kann sie in jeder engen Gasse benutzt werden, weil die Leiter ohne Schwenkung des Wagens nach jeder Richtung leicht gedreht werden kann.“
Die Leiter könnte laut Mitteilung der Firma Magirus in längstens
2 Monaten geliefert werden.
Die alte frei werdende Leiter wurde dem städtischen Bauhof übergeben, welcher sie gegen eine entsprechende Leihgebühr den hiesigen Handwerksmeistern zur Verfügung stellen konnte.
In einer öffentlichen Sitzung stimmte der Memminger Stadtrat am
23. April 1925 der Beschaffung der Drehleiter zu.
Die Anschaffungskosten für die Hand- und Pferde bespannte Drehleiter betrugen 6.820 Mark.
Beschrieben wird die Drehleiter in einem Prospekt von Magirus wie folgt.
Original-Magirus-Drehleiter, Konstruktion D VI,
für Pferdezug
Diese Leiter wird in der nachstehend beschriebenen Ausführung geliefert, und zwar 3- und 4-teiligt.
Wagen ganz von Eisen auf Federn gebaut, Hinterwagen mit Federabstellvorrichtung, kräftige Räder mit Kanonennaben, Radbremse von Bock aus zu bedienen mit blankem Hebel, als Requisitenkasten ausgebildeter Kutscherbock mit 2 Sitzplätzen und weitere Sitzplätze für 2-3 Mann hinter demselben. Kutscherbock mit blanken eisernen Armlehnen, Spritzbrett mit blanker eiserner Einfassung, Peitschenschuh, Glock mit blankem Ständer, niedere Plattform für stehend mitfahrende Mannschaften.
Vorderwagen ebenfalls ganz aus Eisen, vollständig durchlenkbar, Pferdedeichsel mit blankem Deichselkopf mit Vorspannhaken, Steuerketten und Karabinern, blanke Spielwage mit Pferdeschoner und blanken Ortsscheiten, sowie Manövrierhebel.
Drehgestell auf Rollen laufend, mittelst Kurbelgetriebe ganz im Kreise drehbar, Feststellung mittelst Spindelbackenbremse, Aufrichtgetriebe mit Klappkurbeln, 2 verzinkten Stahldrahtgurten und selbstwirkender Sicherheitsbremse, zugleich Vorrichtung zum Vorwärtsneigen der Leiter.
Aufrichterahmen mit selbsttätiger Zahnstangen-Fixierung, doppeltwirkender Spindel-Terrainregulierung zum Geradestellen der Leiter auf unebenem Boden, nebst Zeiger für die Senkrechtstellung und den Neigungswinkel der Leiter. Auszugsgetriebe mit Klappkurbeln, selbst wirkender Sicherheitsbremse und verzinkten Stahldrahtseilen, selbsttätiger Seilführung.
Leitern in Bügeln und auf Bronzerollen ineinander geführt, Oberleitern mit blanken Stahlschienen beschlagen und mit seitlichen Versteifungsleisten versehen. Leitern mit durchgehender Stahlbandverspannung, selbsttätigen Einfallhaken, Anschlägen und Signalglocke für beendeten Auszug, sowie Trittbrett an der Oberleiter und Rückhaltehaken.
Zubehör: 2 eiserne Haspeln mit Spannleinen, 2 Radkeile, 1 Oelkanne, 1 Schraubenzieher und die nötigen Schraubenschlüssel.
Anstrich: Leitern, Kutscherbock, Räder und Deichsel naturlackiert, Wagen mit Oelanstrich und Ausfassung, Aufschrift nach Angabe.
Die Memminger Feuerwehr hatte bis zur Indienststellung der Drehleiter 3 Balanceleitern mit unterschiedlichen Leiterlängen in Gebrauch.
Die ursprünglich Pferde bespannte Drehleiter wurde später auch so umgerüstet, dass sie von anderen Feuerwehrfahrzeugen wie dem Sprengwagen oder dem Dogde gezogen werden konnte.
Ende der fünfziger Jahre wurde sie ersetzt und wurde auch wie die Balanceleiter damals an den städt. Bauhof abgegeben.
Übung am Kronenberg, DL 20 wird vom Sprengwagen gezogen.