Historische Feuerlöschspritze im neuen Glanz

Ein Bericht von Werner Mutzel
MZ: 18.07.2022

Oldtimerfreunde Memmingen haben 111 Jahre altes Gerät der Feuerwehr Ferthofen restauriert.

Memmingen
Jahrzehnte fristete die alte Feuerlöschspritze der damaligen Feuerwehr Ferthofen ein vergessenes Dasein in einer Scheune. Jetzt stehen die Chancen gut, dass die Öffentlichkeit bald ein wahres Schmuckstück und Prachtexemplar der Feuerwehrgeschichte zu sehen bekommt. Nach 16-monatiger liebevoller Restaurierung ist die 111 Jahre alte Handdruckspritze wieder in Bestform. Viele ehemalige Feuerwehrmänner, die sich heute in der „Interessengemeinschaft alter Memminger Feuerwehrfahrzeuge“ engagieren, haben Hand angelegt und können stolz auf das gelungene Ergebnis blicken.

Zeitungsbetagvom 18.07.22
"Wasser Marsch" bei der Feuerlöschspritze mit (von links) Sepp, Karl, Theo, sitzend Vorstand Rainer, Rudi, Adolf und Johann

Die im Jahr 1897 gegründete Freiwillige Feuerwehr Ferthofen erhielt 1911 eine vierrädrige Saug- und Druckspritze im Wert von l350 Mark. Damals für die kleine Gemeinde eine riesige finanzielle Herausforderung. Über drei Jahrzehnte war sie der Stolz der Wehrmänner. Als eine Motorspritze beschafft wurde, landete die alte Handspritze zunächst in einem Stadel. Über die Memminger Firma Raschel sollte das ausgemusterte Einsatzmittel schließlich die nächsten Jahrzehnte in einem Stadel der Baumschule Kutter Zuflucht finden. Blumengeschmückt war sie jetzt nicht mehr im Feuerlöschdienst, sondern zeitweise Attraktion bei Rosenausstellungen. Alex Kutter vom Löschzug 3 der Memminger Feuerwehr und sein Vater Michael entschlossen sich, das historische Stück aus der Baumschule zu entlassen und der „Interessengemeinschaft alter Memminger Feuerwehrfahrzeuge“ zu übergeben. Dort war die Begeisterung groß und so begann das bewährte „Schrauberteam“ im Frühjahr 2021 mit der Arbeit. Die Feuerlöschspritze wurde komplett zerlegt, teilweise sandgestrahlt, entrostet, geschliffen und lackiert. Die Pumpe wurde grundüberholt, Saugschläuche wurden gereinigt. Karl Reicherseder, ehemaliger Zugführer der Memminger Wehr, achtete penibel darauf, dass möglichst viel originalgetreu erhalten blieb. „Lediglich ein verfaultes Speichenrad und eine Lampe mussten nachgebaut werden“, sagt Reicherseder. Auch bei der Bemalung habe man darauf geachtet, dass die Originaltöne getroffen wurden. In ihrer aktiven Zeit wurde die Pumpe von einem Haflinger gezogen, auch die Pferdedeichsel ist noch vorhanden. Jetzt schmückt das Gefährt eine Handdeichsel, um den Transport zu erleichtern. Die Ruheständler der Memminger Feuerwehr haben für die Restaurierung 1200 Arbeitsstunden investiert und 1500 Euro aus Spendengeldern für Materialkosten ausgegeben.

Ihren ersten öffentlichen Auftritt hat die Spritze bereits hinter sich. Es war die Verabschiedung von der Baumschule Kutter und die Fahrt zur alten Feuerwache am Ratzengraben. Nach Jahrzehnten in Feldstadeln hat die alte Pumpe jetzt den Drang, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren. Hat sie auch schon einen Namen? Man habe bereits zwei Namen in der engeren Auswahl, sagt Rainer Dietrich, Vorstand der Oldtimerfreunde, schmunzelnd.
Wird die funktionstüchtige Pumpe künftig zur Einsatzreserve in der Alarmplanung der Memminger Feuerwehr? Der Memminger Stadtbrandrat Raphael Niggl muss nicht lange überlegen:
„Nein, wir haben keinen Haflinger in unserer Garage.“

Quelle: Memminger Zeitung – Bericht vom 18.07.2022
Text und Fotos Werner Mutzel