Mercedes-Benz Metz LF 16-TS

Klassifizierung: Löschfahrzeug

Indienststellung:9. August 1960
ab 1980 Ortsteilfeuerwehr Steinheim
Im Dienst bis:28. Januar 1992
Kennzeichen:MM-K 733
später MM-216
Interner Name:„Friedl“
Funkrufname:Florian MM 2
später Florian MM 40/1

Bild LF 16-TS Auslieferungszustand

Technische Daten: Hersteller

Fahrgestell:Mercedes-Benz
Fahrzeugtyp:LAF 322/36, Radstand 3600 mm
Motor:OM 321, 6 Zylinder-Vorkammerdiesel
Reihenmotor
Motorenhersteller:Mercedes-Benz, Werk Gaggenau
Motorleistung:132 PS bei 3000 U/min
Hubraum:5070 ccm
Getriebe:5-Gang-Getriebe mit Vorgelege
mit permanenten Allradantrieb (Vorderachse)

Brennstoffverbrauch:ca. 20 l Diesel auf 100 km
Geschwindigkeit:max. 75 km/h
Zul. Gesamtgewicht:10 to
Aufbau-Hersteller:Carl Metz, Karlsruhe
Pumpentyp:Metz FPH 16/8
Pumpenleistung:1600 l/min 80 mWs bei 3400 U/min
Pulverlöschanlage:TroLA 250, 2 mal
Besatzung:1/8

Im Jahre 1960 feierte die Freiwillige Feuerwehr Memmingen ihr 100-jähriges Gründungsfest. Die Stadt Memmingen beschaffte aus diesem Grund für ihre Feuerwehr zwei neue Fahrzeuge. So konnte sich die Memminger Wehr über ein neues Tanklöschfahrzeug und ein Löschfahrzeug freuen.

Bild der Indienststellung auf dem Memminger MarktplatzAuf der IAA 1959 wurde erstmals das neue Mercedes-Benz-Fahrgestell LAF 322 vorgestellt. Dieses neue Kurzhauber-Fahrgestell kam wie schon beim TLF 16 auch für das neue Löschfahrzeug Typ LF 16-TS zum Einsatz. Die Firma Mercedes-Benz Gaggenau lieferte ein Fahrgestell mit Motorhaube und Windschutzscheibe an die Aufbaufirma Carl Metz. Dort wurde dann die Mannschaftskabine und der feuerwehrtechnische Aufbau aufgesetzt. Die Pumpe wurde nicht wie bei den Fahrzeugen sonst üblich in der Rahmenmitte am Heck des Fahrzeuges montiert, sondern in den hinteren rechten Geräteraum verlegt. Dies war notwendig, um Platz für eine Tragkraftspritze Typ TS 8 mit VW-Industriemotor zu schaffen. Auf dem Fahrzeugdach war eine Schiebeleiter, 4 einzeln übereinander gelagerte Steckleiterteile und das Ersatzrad verlastet. Auch führte das Fahrzeug eine größere Menge an Schlauchmaterial mit.

In diesem Zustand wurde das Fahrzeug am 9. August 1960 auf dem Memminger Marktplatz in Dienst gestellt.

Auf dem Bild rechts; OB Dr. Berndl, Links Huttenlocher, Kdt Hans Kleiber, Otto Schnabel, Karl Reicherseder
Links im Bild: Huttenlochner, Kdt. Hans Kleiber, Otto Schnabel
Karl Reicherseder sen. Rechts im Bild Oberbürgermeister Dr. Berndl
Aufnahme zeigt die Übergabe aus der Vogelperspektive

Wie in Memmingen üblich, wurde das Fahrzeug nach kurzer Zeit an die Memminger Verhältnisse angepasst. So wurden die 4 Steckleiterteile neu gelagert und das Ersatzrad verschwand vom Fahrzeugdach. Dieser Umbau war vermutlich notwendig, um eine geringere Fahrzeughöhe zu erreichen, da es nur so in die damaligen Fahrzeughallen am Ratzengraben passte.

1962 wurde das Fahrzeug mit einer Funkausrüstung des Typs FuG 7a der Firma Telefunken mit einer Sendeleistung von 15 Watt und einer Verstärkeranlage mit 10 Watt ausgerüstet. Auch einen Außen- und Kommandolautsprecher erhielt das Fahrzeug bei dieser Umrüstung. Es erhielt den Funkrufnamen „Florian Memmingen 2“ und war somit das zweite Fahrzeug in der Memminger Wehr mit einer Funkausstattung.

Die beiden PulverkugelAufgrund der raschen Industrialisierung und dem nahen Nato-Flugplatz in Memmingerberg, sah sich die Wehr genötigt auf die neuen Herausforderungen im Brandschutz zu reagieren. So wurde das Löschfahrzeug grundlegend umgebaut. In den mittleren Geräteräumen wurden zwei Pulverkugeln mit je 250 kg Löschpulver mit  Angriffsleitungen a 20 Meter Länge und abstellbarer Löschpistole eingebaut. Die Pulverausstoßmenge betrug pro Pulverrohr 3,5 kg pro Sekunde. Durch diesen Einbau konnte das Fahrzeug als Trockenlöschfahrzeug eingesetzt werden.

Auch die Tragkraftspritze im Heck des Fahrzeuges wurde ausgebaut. An dieser Stelle wurden 2 Einschübe für 12-mal 20 Meter B-Schläuchen montiert. Am Heck des Fahrzeugs wurde eine Halterung für eine fahrbare Schlauchhaspel angebracht. So verfügte das Fahrzeug über fast 700 Meter Schlauchmaterial zur Wasserförderung. Diese Schlauchmenge war damals erforderlich, da viele kleine Feuerwehren nicht über eine ausreichende Schlauchkapazität zur Wasserförderung über lange Schlauchstrecken verfügten. So war es damals die Aufgabe dieses Löschfahrzeug, die Wasserversorgung an der Einsatzstelle sicherzustellen.

Auch kam das Fahrzeug bei Verkehrsunfällen mit eingeklemmten Personen zum Einsatz. Wie damals üblich, wurde das verunfallte Fahrzeug zwischen 2 Löschfahrzeugen befestigt und gestreckt, um die eingeklemmten Personen zu befreien.

Auf dem Bild sind deutlich die beiden Schlaucheinschübe zu erkennen
Brand Schlachthof 1978, gut zu erkennen die beiden Schlaucheinschübe.
Übung des LZ 3: Einsatz mit einem Pulverrohr des TroLF 750 der Fliegerhorstfeuerwehr auf der Übungsanlage des Jabo G34 in Memmingerberg.
Übung LZ 3: Einsatz mit einem Pulverrohr des TroLF 750 der Fliegerhorstfeuerwehr auf der Übungsanlage des JaboG 34 in Memmingerberg.

Bei einer solchen Übung stellte sich dann heraus, dass die Angriffsleitungen der Pulverrohre zu kurz waren und das Fahrzeug seine hintere Lackierung durch die große Hitzestrahlung des Feuers verlor. Der Gerätekoffer musste neu lackiert werden.

Auf dem Bild von links die Kameraden Hans Hertle, Hans Hermann und Hans Glatz.
Auf dem Bild von links die Kameraden Hans Hertle, Hans Hermann und Hans Glatz.

Das Fahrzeug im Einsatz bei der Wasserförderung über lange Schlauchstrecken. Deutlich zu erkennen ist die hinten rechts im Fahrzeugheck eingebaute Feuerlöschkreiselpumpe. 

Die Fahrzeuge, die den 1. Löschzug bis 1980 bildeten.
Fahrzeuge die bis ins Jahr 1980 den 1. Löschzug bildeten.
v.l. Friedl, Heinrich, Pet

Kurz vor der geplanten Aussonderung des Fahrzeugs passierte der Memminger Feuerwehr ein kleines Malheur. Bei einer Hochwasserlage wurde das Fahrzeug in den Memminger Südosten entsandt. Dabei durchquerte es die unter Wasser stehende Luitpold-Unterführung ohne Probleme bei der Anfahrt zur Schadensstelle. Nachdem der Einsatz abgearbeitet war, wollte das Fahrzeug wieder denselben Weg nehmen wie bei der Anfahrt. Was die Kameraden aber bei der Durchfahrt nicht bedacht hatten war, dass der Wasserstand in der Zwischenzeit angewachsen war. Bei der Durchfahrt zog der Motor Wasser, was einen kapitalen Motorschaden verursachte. So erhielt das Fahrzeug noch vor der geplanten Aussonderung eine größere Motorreparatur. Ursprünglich sollte das Fahrzeug verkauft werden, aber nach der Reparatur wurde beschlossen, das Fahrzeug an die Ortsteilfeuerwehr Steinheim abzugeben, wo es bis zu seiner Aussonderung 1992 seinen Dienst weiter versah. Danach wurde es an eine Feuerwehr in Bosnien überführt.