Magirus Typ „SLG“ - Schweres Löschgruppenfahrzeug
Indienststellung: | 05.10.1943 |
Im Dienst bis: | 1956 |
Kennzeichen: | MM-225 |
Interner Name: | „Die Rote“ |
Funkrufname: | Keiner |
Technische Daten: Magirus
Fahrgestell: | Magirus Feuerwehrfahrgestell, Nutzlast 3 to |
Fahrzeugtyp: | S3000, (S330) |
Motor: | F. 4. M 513. – Wassergekühlt |
4-Zylinder Reihenmotor | |
Motorenhersteller: | Klöckner-Humbold-Deutz, Köln |
Motorleistung: | 80 PS bei 2250 U/min. |
Hubraum: | 4942 ccm |
Geschwindigkeit: | 80 km/h |
Getriebe: | 5 Gang ZF-Getriebe |
Brennstoffverbrauch: | ca. 16 l Diesel auf 100 km auf ebener Straße |
0,8 l Motoröl auf 100 km | |
Kraftstoffart: | Diesel (Gasöl) aber auch Petroleum |
Braunkohle-Teeröl | |
Zul. Gesamtgewicht: | 7,45 to |
Aufbau-Hersteller: | Magirus Werke Ulm |
Löschwassertank: | 400 Liter |
Pumpenleistung: | 1500 l/min bei 80mWS |
Besatzung: | 1/8 |
Eine Drehleiter, die zum SLG wurde!
Am Freitag, dem 12. Juni 1942 erschien ein Vertreter der Firma Magirus Ulm im Bürgermeisteramt der Stadt Memmingen und erklärte, dass die am 22. Juli 1941 bestellte Stahlleiter (LDL/DL 17) nicht geliefert werden kann.
Dagegen biete er ein schweres Löschgruppenfahrzeug an. Dieser Typ werde 600-mal bis November 1942 fertiggestellt, wobei verschiedene Fahrzeuge noch nicht vergeben sind und daher noch bestellt werden können.
Die sofort herbeigerufenen Feuerwehrmitglieder Rommel, Allgöwer und Eckle befürworteten diese Bestellung „als dringend notwendig“.
So lautete der Auszug eines Schreibens, das am selben Tage vom Bürgermeister der Stadt Memmingen Dr. Berndl verfasst wurde:
„... für die Stadt Memmingen bestelle ich hiermit laut Angebot vom 11. Juni 1942
1 schweres Löschgruppenfahrzeug -SLG-
mit den in diesem Angebot versehenen Einzelheiten.“
Der Anschaffungspreis betrug rund 23.800 Reichsmark.
Die Freiwillige Feuerwehr Memmingen verfügte damals über eine Autokraftspritze Magirus Typ LK aus dem Jahre 1938 sowie zwei im Jahre 1935 beschafften Kleinmotorspritzen und eine HJ-Tragkraftspritze aus dem Jahr 1940.
Im Zuschussgesuch begründete die Stadt Memmingen die Anschaffung wie folgt:
“… dieses Löschgruppenfahrzeug soll vor allem der erhöhten Schlagfertigkeit für Stadt und Land dienen, zumal wenn der städtische Sprengwagen für Kampfstoff-Bekämpfung im Landkreis auch Verwendung finden soll und damit im Augenblick der Not nicht zur Verfügung stünde. Die sofortige Bestellung gegenüber dem persönlich erschienenen Vertreter der Firma erschien zur Sicherstellung der Lieferung veranlasst. Ich beantrage daher, für dieses Löschgruppenfahrzeug der Stadt Memmingen einen erheblichen Kreiszuschuss zu bewilligen gegen die Verpflichtung der Stadt, das wohl betreute Gerät jederzeit für Bedürfnisse des Landkreises bereitzuhalten.“
Die Finanzierung könnte wie folgt geschehen:
7.150 RM ⇒ 40%-ziger Zuschuss aus Landesmitteilen zur Förderung des Feuerlöschwesens
8.325 RM ⇒ Zuschuss des Landkreises Memmingen
8.325 RM ⇒ städtische Mittel
Somit unterscheidet sich die Finanzierung zur Beschaffung von Löschfahrzeugen nicht wesentlich zur Beschaffung in Friedenszeiten. Nur das Tempo der Beschaffung, die Angebots- und Auftragserteilung an einem Tag ist wohl nur zu Kriegszeiten möglich.
Das Fahrzeug sollte nach Versicherung des Firmenvertreters bis November 1942 geliefert werden können.
Aufrechterhalten blieb indessen die Bestellung der Drehleiter für die Stadt Memmingen, da nicht ausgeschlossen werden konnte, dass die Fabrikation im Laufe der Zeit wieder anläuft.
Der Chef der deutschen Polizei genehmigte die Fertigung des Löschfahrzeuges am 6. August 1942.
Magirus bestätigte am 27. August 1942 den Auftrag mit einem Gesamtpreis von 23.164,05 RM für Fahrzeug und Ausrüstung.
Kriegsbedingt durfte bei dem Fahrzeug kein Ersatzreifen mitgeliefert werden, ebenso wurde die Druckluftpumpe eingespart und gegen eine Handpumpe ersetzt. Die ausziehbare Anhängerkupplung (hiermit war ein Transport eines Anhängers bei aufgeprotzter Schlauchhaspel möglich) wurde durch eine normal montierte Anhängerkupplung ersetzt.
Als Aufschrift für das Fahrzeug wurde vorgegeben:
Polizeihoheitsabzeichen
Freiwillige Feuerwehr
Memmingen
Der Versand des Fahrzeuges sollte nach Fertigstellung laut Vertrag per Bahn zur Station Memmingen erfolgen.
Am 7.10.1942 schrieb die Stadt Memmingen an Magirus:
„Das schwere Löschgruppenfahrzeug -SLG- soll nicht, wie in ihrem Schreiben vom 27.8.1942 bemerkt ist, mit der Bahn verfrachtet, sondern hierher in Motor-Probefahrt verbracht werden.
Zu diesem Zweck lege ich bei:
- einen Bezugsschein für einen Liter Motoröl
- Tankausweiskarte für 20 Liter Vergaserkraftstoff
Ich ersuche um ihre gepflegte Nachricht, sobald das Fahrzeug fahrbereit ist.“
Mitte November 1942 teilte die Firma Magirus mit, dass das Fahrzeug erst im Januar 1943 nach erfolgter Genehmigung geliefert werden darf. Der Inspektor der Ordnungspolizei verweigerte jedoch Anfang Januar die Auslieferung des fertiggestellten Fahrzeuges, da Gemeinden in Luftangriff gefährdeten Gebieten mit der Lieferung von neuen Feuerwehrfahrzeugen bevorzugt wurden.
Im Mai wurde die Zuweisung sogar zurückgezogen.
Diese wurde aber im Juli 1943 widerrufen und so wurde das Fahrzeug am 5. Oktober 1943 geliefert.
Auf den ersten Blick sah das neue Fahrzeug anders aus, als die üblichen Fahrzeuge der Feuerwehr. Das Fahrzeug war dunkelgelb, in RAL 7028 lackiert worden. Auch hatte es keine blauen Blinkleuchten auf dem Dach, diese wurden durch eine kobaltblaue Vorsteckscheibe am Arbeitsscheinwerfer ersetzt.
Aufgrund von Einsparungen und Vereinfachungen durch Reichsvorgaben verringerten sich die Beschaffungskosten von 21.706,60 RM auf 19.848,30 RM. Als glücklicher Umstand stellte sich heraus, dass das Fahrzeug bereits Anfang 1943 fertiggestellt war und somit noch nicht den strikten Maßnahmen zur Einsparung unterlag. So wurden für die Neufertigung der Fahrzeuge ab September 1943 nur noch Holzfaserplatten anstelle einer Blechverkleidung der Fahrzeugaufbauten verwendet.
Das SLG (Schwere Löschgruppenfahrzeug) war Teil der Feuerwehrbereitschaft Memmingen. Diese wurde überörtlich, bei größeren Luftangriffen in München und Ulm eingesetzt. Sie bestand aus 1 SLG und 1 LKS der Memminger Feuerwehr und aus je einem SLG der Feuerwehren Mindelheim, Bad Wörishofen und Türkheim. Der Führer dieser Einheit war Kreisbrandinspektor Niggl aus Memmingen. Diese Einsätze zogen sich teilweise über mehrere Tage hin. So ist die Einheit am 18.12.1944 um 00:40 Uhr zu einem Löscheinsatz nach Ulm abgerückt und kam erst am 19.12.1944 gegen 15:30 Uhr wieder an ihre jeweiligen Standorte zurück.
Im Rahmen einer Reform wurden die 1939 eingeführten Fahrzeugbezeichnungen für Feuerwehrfahrzeuge in die heute noch gültigen Typen-Bezeichnungen geändert. So wurde aus dem schweren Löschgruppenfahrzeug ein LF 15 (Löschgruppenfahrzeug mit einer Pumpen-Mindestleistung von 1500 l /min). Nach dem Krieg wurde das Fahrzeug in feuerwehrrot umlackiert.
Das Fahrzeug leistete auch nach dem 2. Weltkrieg in Memmingen wertvolle Dienste. So war das Fahrzeug auch mit Feuerwehrleuten aus dem Landkreis und der Stadt Memmingen beim Bergwaldbrand „Arnspitze“ in Mittenwald vom 13.09.1947 bis 25.09.1947 im Einsatz.
Vielmehr ist vom Fahrzeug nicht überliefert.
Außer, dass es mal durch eine Brücke „In der Neuen Welt“ brach.
Es wurde von den Feuerwehrkameraden mithilfe der Seilwinde des Dodge und einer Zugmaschine wieder auf den Weg zurückgezogen.
Das LF 15 war bis 1956 bei der Feuerwehr Memmingen im Dienst und wurde durch das LF 16 „Goliath“ das sich heute in unserem Besitz befindet, ersetzt.
Eine Memminger Fahrschule kaufte das LF 15 und setzte es als Fahrschulwagen ein. So ergab es sich, dass so mancher Feuerwehrangehöriger seine Fahrerlaubnis auf einem ehemaligen Fahrzeug der Feuerwehr erwarb.