Magirus Typ „SSK“ - Schwerer Schlauchkraftwagen

Schwerer Schlauchkraftwagen

Technische Daten: Magirus

Fahrgestell:Klöckner-Humbold-Deutz-Fahrgestell, 3 to
Fahrzeugtyp:FSK 330
Motor:4-Zylinder Diesel-Motor
Motorenhersteller:Klöckner-Humbold-Deutz, Köln
Motorleistung:80 PS
Geschwindigkeit:75 km/h

Getriebe:5-Gang-Getriebe, 1 Rückwärtsgang
Kraftstoffart:Diesel, aber auch Petroleum
Aufbauhersteller:Magirus Werke Ulm
Typ SSK-Aufbau
Besatzung:1:1

Und sie warten bis heute!

Begonnen hatte alles mit einem Brief, den der Bezirksführer der Freiwilligen Feuerwehren für den Regierungsbezirk Schwaben an die Bürgermeister der Städte Donauwörth und Memmingen schrieb. In diesem Brief ging es um die Beschaffung von Schlauchkraftwagen.

Darin steht zu lesen:
„Bei der Dienstbesprechung der Bezirksführer der Freiwilligen Feuerwehr beim Staatsministerium des Innern in München am 1. April 1943 wurde auch die Frage der Belieferung mit Schlauchkraftwagen besprochen. Das Staatsministerium des Innern beabsichtigt durch namhafte Zuschüsse diese Beschaffung zu fördern, wenn sich die in Aussicht genommenen Städte verpflichten, den Schlauchkraftwagen zu beschaffen, zu unterhalten und für den Überlanddienst zur Verfügung zu stellen. Für den Regierungsbezirk Schwaben sind zwei solcher Geräte in Aussicht genommen. Für Nordschwaben ist die Stadt Donauwörth, für Mittelschwaben die Stadt Memmingen als Standort ausersehen. Die Kosten belaufen sich auf 18 – 20.000 Reichsmark. Der Staat leistet hierzu einen Zuschuss von 80%. Die Schlauchkraftwagen wären bei der Firma Daimler-Benz oder Magirus zu bestellen. Die Bürgermeister der Städte Donauwörth und Memmingen müssen beim Bezirksführer das Gesuch zur Gewährung des Staatszuschusses einreichen. Voraussetzung für die Bewilligung des Zuschusses ist jedoch, dass die betreffenden Städte sich bereit erklären, eine Kreis-Schlauchmacherei einzurichten. In dieser sollen dann Schläuche der zugewiesenen Feuerwehren ordnungsgemäß instandgesetzt werden“.

Magirus schwerer Schlauchkraftwagen SSK
Quelle: Magirus, Stadtarchiv Memmingen

In einer darauf folgenden Stellungnahme der Stadt Memmingen heißt es dazu:

„Ein Schlauchkraftwagen und eine Schlauchmacherei versprechen so viele Vorteile, dass ihre Anschaffung und Einrichtung durchaus wünschenswert erscheint. Dagegen kann ich nicht umhin, meine Bedenken in personeller Beziehung zu äußern. Die richtige Durchführung einer Schlauchmacherei hängt von der Persönlichkeit ihres Leiters ab. Einen verlässlichen, gewandten und rationell arbeitenden Mann samt Gehilfen derzeit zu erhalten, erscheint schlechterdings unmöglich“.

Die mit der Zuteilung verbundene Auflage, eine Schlauchmacherei einzurichten, bereitete Memmingen große Probleme, da die Räumlichkeiten einfach nicht vorhanden waren. Auch eine hauptamtliche Besetzung der Werkstatt war auf die Schnelle nicht zu realisieren.

Anfang Mai 1943 bot die Firma Klöckner Humboldt Deutz AG Werk Ulm einen schweren Schlauchkraftwagen auf einem 3 to Fahrgestell, Typ FSK 330 zum Gesamtpreis von 18.513,05 RM an. Nähere Einzelheiten über die Ausführung dieses Fahrzeuges, sowie der technischen Ausrüstung sind dem Heft 6 über die Anordnung zum Bau von Feuerwehrfahrzeuge zu entnehmen. Ferner teilte die Firma mit, dass die an den Erhalt des Zuschusses von 80% geknüpfte Bedingung, eine Schlauchmacherei einzurichten, über die Dauer des Krieges fallen gelassen worden war.

Ende Mai wurde noch einmal Verbindung mit dem Staatsministerium des Innern aufgenommen. Hierbei wurde festgestellt, dass das Fahrzeug von der Gemeinde und nicht vom Kreis beschafft werden darf, um den Zuschuss von 80% der Anschaffungskosten vom Land zu erhalten. Auch wurde der Stadt dringend geraten, den Schlauchwagen alsbald anzuschaffen.

Im Angebot der Firma Magirus waren keine Preise für die Bestückung des Fahrzeuges mit 60 B- und 19 C- Schläuchen enthalten. Die Firma Magirus teilte hierzu mit, dass die Druckschläuche mit Kupplungen durch den zuständigen Kreisfeuerwehrführer beschafft werden. Neben der Firma Magirus Ulm bewarb sich auch die Daimler-Benz Aktiengesellschaft um diesen Auftrag.

Am 9. Juli 1943 bestellte der Oberbürgermeister für die Stadt Memmingen einen schweren Schlauchkraftwagen auf einem 3 to Klöckner-Deutz-Fahrgestell zum Preis von 18.513,05 RM.

Schwerer Schlauchwagen
Quelle: Magirus, Stadtarchiv Memmingen

Auf dem schweren Schlauchwagen wurden neben 60 B-Schläuchen mit je 20 Metern auch 19 C-Schläuche mit je 15 Metern mitgeführt. Ein Teil der Schläuche war im Aufbau in Fächern gekuppelt und konnten so während der Fahrt verlegt werden. Neben Schläuchen und Armaturen führte das Fahrzeug eine größere Menge Schaummittel (8 x25 Liter) plus entsprechende Zumischer und Schaumrohre mit.

Neben Beleuchtungsgeräten und Werkzeug wurde auch Fernsprechgerät(Feldtelefon) bestehend aus: 1 Trommel mit 1000 Meter Feldkabel und 2 Feldfernsprecher mit Zubehör verlastet. So konnte zwischen der Wasserentnahme- und der Einsatzstelle kommuniziert werden. Eine Pumpe wurde auf dem Fahrzeug nicht mitgeführt. Dafür aber ein Kasten mit Schlauchmacherwerkzeug. Hiermit konnten vor Ort Schläuche repariert und neu eingebunden werden.

Am 16. Mai 1944 teilte die Firma Magirus mit:

„Von dem Sonderbeauftragten für das Feuerlöschgerätewesen in Berlin werden gegenwärtig derartige Schlauchwagen zur Fertigstellung nur in den aller dringlichsten Fällen zugeteilt. Sobald die Zuteilung des für sie bestimmten Schlauchwagens erfolgt ist, wird die Fertigstellung im Rahmen des Bauprogramms der Feuerlöschfahrzeuge rasch möglichst vorgenommen werden.
Bevor die Zuteilung nicht erfolgt ist, können wir ihnen mit dem besten Willen keinen Liefertermin aufgeben.“

In einem letzten Schreiben vor Kriegsende teilt die Firma Magirus mit, dass weder die leichte Drehleiter noch der schwere Schlauchwagen geliefert werden können.
Nach Kriegsende wurde die Beschaffung des Schlauchwagens nicht mehr aufgenommen. Erst im Jahre 1960 bemühte sich die Memminger Feuerwehr um ein solches Fahrzeug. Endgültig aufgegeben wurde der Fahrzeugwunsch als im Landkreis ein Schlauchkraftwagen des Katastrophenschutzes stationiert wurde und dieser, jederzeit zur Hilfe gerufen werden konnte.u