Aus der Chronik der Feuerwehr Memmingen

Memmingen, den 05. Januar 1938

An den Herrn Bürgermeister der Stadt Memmingen

Die Freiwillige Feuerwehr Memmingen wurde aufgrund des Eingliederungsbescheides des bayerischen Landesfeuerwehrverbandes vom 2. April 1936 zur Angleichung an die Vollzugsbestimmungen des Reichs-Feuer-Lösch-Gesetzes in 4 Löschzüge eingeteilt und damit gleichzeitig die Mannschaftsstärke und die Geräteausrüstung festgelegt.

Außer einer vorgeschriebenen Menge an Schlauchmaterial und sonstigen Gasschutz und Rettungsgeräten muss jeder Löschzug mit einer Motorspritze, einem Schlauchwagen und einer mechanischen Leiter ausgerüstet sein. Während 3 Löschzüge der Wehr die letztgenannten 3 Geräte haben, fehlt bei einem Löschzug noch die mechanische Leiter.

Die Beschaffung eines solchen Gerätes ist auch deshalb dringend notwendig, weil die alte Leiter welche nur mehr an Handwerksmeister ausgeliehen und für Dekorationszwecke verwendet wird, in einem derartig schlechten Zustand ist, dass ihre Weiterbenutzung wegen der damit verbundenen Unfallgefahr nicht mehr verantwortet werden kann.

  1. Es wird deshalb gebeten, die zum Ankauf einer neuen Feuerwehrleiter in Ganzstahlausführung, mit Gummibereifung und Anhängevorrichtung erforderlichen Mittel in der Höhe von 3700 Reichsmark jetzt zu genehmigen und diese Ausgabe im Haushaltsplan 1938 einzusetzen, damit die Leiter in Auftrag gegeben werden kann, deren Lieferung wegen der Materialbeschaffungsschwierigkeiten ohnehin längere Zeit in Anspruch nehmen dürfte. Es wäre dringend erwünscht, die Leiter bis anfangs April 1938 zu erhalten, um mit derselben bis zum Kreisfeuerwehrappell noch entsprechend üben zu können.

  2. Ich weise ferner darauf hin, dass die im Jahre 1923 beschaffte Kraftfahrspritze in Bezug auf deren Fahrsicherheit und deren Pumpenleistung nicht mehr den Anforderungen genügt, die an ein solches Gerät gestellt werden müssen. Bei der vor einigen Jahren durch einen Beamten des bayerischen Revisionsvereins vorgenommene Prüfung wurden bekanntlich die losen Speichen der Holzräder beanstandet, deren Auswechslung und Umstellung auf Luftbereifung im Interesse der Sicherheit für die Geräte und Mannschaft nicht mehr länger hinausgeschoben und verantwortet werden kann. Die Kosten dieser Umstellung belaufen sich laut Angaben der Magirus Werke Ulm auf rund 2500 Reichsmark. Nachdem gleichzeitig eine Überholung des ganzen Fahrzeugs nebst Pumpenanlage usw. notwendig ist, muss mit einer Gesamtausgabe von rund 3000 Reichsmark gerechnet werden.
    Bei dieser Gelegenheit wäre die Frage zu prüfen, ob sich diese Ausgaben bei dem Zustand des Gerätes lohnen und ob es nicht zweckmäßig wäre, das Fahrzeug zu verkaufen und ein neues anzuschaffen. Ein bei den Magirus Werken darüber eingeholtes Angebot lautet auf 12.000 Reichsmark. Da durch den Verkauf der alten Autospritze schätzungsweise 2000 Reichsmark gelöst und bei der Anschaffung eines neuen Fahrzeugs mit einem 30%-igen Staatszuschuß gerechnet werden kann, würden die tatsächlichen Ausgaben für die Stadt nur mehr 7000 Reichsmark betragen. Bei der unbedingt notwendigen Umbereifung des alten Fahrzeugs ist andererseits damit zu rechnen, dass dieses in einigen Jahren überhaupt nicht mehr verwendungsfähig ist und dann auch nicht mehr verkauft werden kann. Es müssen dann die Gesamtkosten für eine Neubeschaffung durch die Stadt aufgebracht werden. Die Bezahlung des Gerätes könnten ferner dadurch erreicht werden, dass durch die Brandversicherungskammer ein verbilligtes Darlehen mit einer fünf bis sechsjährigen Tilgungszeit gegeben wird.

  3. Es ist ferner erwünscht, dass die aktive Mannschaft der Feuerwehr anlässlich des Kreisappells wenigstens in der Weise einheitlich uniformiert ist, dass sämtliche Dienstgrade und Mannschaften mit Stahlhelmen und den vorgeschriebenen Ledergürtel ausgerüstet sind. Die derzeitige Ausrüstung mit verschiedenen Helmen und Gurten ist ein buntes durcheinander und macht auf die Besucher keinen besonderen guten Eindruck. Die Kosten hierfür stellen sich bei der Aktiven Stärke der Wehr von 110 Mann auf rund 3000 Reichsmark.

  4. Bei dem bevorstehenden Kreisappell, bei welchem mit einem sehr starken Besuch von Dienstgraden und Mannschaften aus dem ganzen Kreis Schwaben und Neuburg gerechnet werden kann, sind verschiedene Aufwendungen für Dekoration, Musik und sonstigen Aufführungen notwendig, welche von der Feuerwehr wegen Mangel an eigenen Mitteln nicht bestritten werden können. Ich bitte deshalb der Wehr für diese Ausgaben einen Kredit von mindestens 1530 RM einräumen zu wollen, oder die tatsächlich entstandenen Kosten auf die Haushaltsposition „Feste und Ehrungen“ zu übernehmen.

Gezeichnet
Niggl
Wehrführer

Textauszug aus dem Protokoll der Stadt Memmingen

Betreff: Beschaffung einer neuen Motorspritze für die Feuerwehr.

I. Entschließung des Bürgermeisters.
(Nach Beratung mit den Ratsherrn in öffentlicher Sitzung).

Eine neue Motorspritze für die Feuerwehr bieten die Magirus Werke Ulm um 12.000 RM an, wozu noch ein 30%iger Staatszuschuß gegeben wird. In der Annahme, dass es dem Wehrführer gelingt, die alte im Jahr 1923 erworbene Motorspritze um den Betrag von mindestens 2000 RM anderweitig zu veräußern, ergibt sich insgesamt ein Betrag von 5600 RM für die Deckung der Anschaffung einer neuen Motorspritze zu 12.000 RM. Unter Zustimmung der Ratsherrn entschließt sich der Bürgermeister zur Anschaffung einer neuen Motorspritze, falls die bisherige um mindestens 2000 RM verkauft ist. Des Weiteren kann unter dieser Voraussetzung auch eine neue Feuerwehrleiter in Ganzstahlausführung zu 3700 RM beschafft werden.

Memmingen, den 8.März 1938
Der Bürgermeister
Dr. Berndl

Niederschrift von Georg Allgöwer

Niederschrift über den Verkauf vom LF 10

Der Magistrat genehmigte der Wehr
eine neue Autospritze Magirus, ferner
eine Leiter mit 16m Höhe und 100 Steigergurten aus
Leder und Helme aus Leichtmetall, die alte
Autospritze erhält Markt Rettenbach um den
Preis von 3000 RM. Ab 1. April wurde
Wehrführer Niggl zum Kreisbrandmeister befördert.

                                      Memmingen, 1. April 1938
                                               Gg. Allgöwer

Kostenvoranschlag der Humbold-Deutzmotoren AG
Magirus Werke Ulm/Donau vom 10. Oktober 1937

Kostenvoranschlag Leichte Kraftspritze