Mercedes-Benz Metz TLF 16
Klassifizierung: Löschfahrzeug
Indienststellung: | 1960 |
Im Dienst bis: | 1986 |
Kennzeichen: | MM-K 358 |
später MM-234 | |
Interner Name: | „Helene“ |
Funkrufname: | Florian MM 1 |
später Florian MM 21/2 |
Technische Daten: Hersteller
Fahrgestell: | Mercedes-Benz |
Fahrzeugtyp: | LAF 322/36, Radstand 3600 mm |
Motor: | OM 321, 6 Zylinder-Vorkammerdiesel |
Reihenmotor | |
Motorenhersteller: | Mercedes-Benz, Werk Gaggenau |
Motorleistung: | 132 PS |
Hubraum: | 5070 ccm |
Getriebe: | 5-Gang-Getriebe mit Vorgelege |
Brennstoffverbrauch: | ca. 20 l Diesel auf 100 km |
Geschwindigkeit: | max. 80 km/h |
Zul. Gesamtgewicht: | 10 to |
Aufbau-Hersteller: | Carl Metz, Karlsruhe |
Löschwassertank: | 2400 Liter |
Pumpentyp: | Metz FPH 16/8 |
Pumpenleistung: | 1600 l/min 80 m Ws und 3400 U/min |
Besatzung: | 1/5 |
Im Jahre 1960 feierte die Freiwillige Feuerwehr Memmingen ihr 100-jähriges Gründungsfest. Die Stadt Memmingen beschaffte aus diesem Grund für ihre Feuerwehr zwei neue Fahrzeuge. So konnte sich die Memminger Wehr über ein neues Tanklöschfahrzeug und ein Löschfahrzeug freuen.
Auf der IAA 1959 wurde erstmals das neue Mercedes-Benz-Fahrgestell LAF 322 vorgestellt. Auf dieses Fahrgestell wurde anschließend von der Firma Carl Metz in Karlsruhe ein neues Tanklöschfahrzeug Typ TLF 16 aufgebaut, das von der Stadt Memmingen in Auftrag gegeben wurde.
Dieses neue Kurzhauber-Fahrgestell kam erstmals für die Feuerwehr Memmingen zum Einsatz. Die Firma Mercedes-Benz Gaggenau liefert ein Fahrgestell mit Motorhaube und Windschutzscheibe an die Aufbaufirma Carl Metz. Dort wurde dann die Mannschaftskabine angebaut und der feuerwehrtechnische Aufbau aufgesetzt. Die Pumpe und der Löschwasserbehälter wurden auf das Fahrgestell aufgebaut. Zum Einsatz kam hier ein kreuzförmiger Löschwasserbehälter, der dem Fahrzeug eine sehr gute Straßenlage gab.
So beschreibt die Firma Metz in ihrem Prospekt:
„Die Tanklöschfahrzeuge TLF 16 werden in Hauben-Bauweise oder als Frontlenker geliefert. Sie verfügen über einen nutzbaren Löschwasservorrat von 2400 Liter in einem verzinkten Tank, der verwindungsfrei und elastisch in einer Dreipunkt-Lagerung auf dem Fahrgestellrahmen aufgesetzt ist. Die Fahrzeuge werden auf Wunsch mit Allrad-Antrieb ausgestattet und sind damit von den Bodenverhältnissen weitgehend unabhängig.
Das Wagenheck enthält eine Feuerlöschpumpe mit einer Nennleistung von 1600 ltr./min. bei 80 m WS manometrischer Förderhöhe. Sie wird durch eine Gelenkwelle von einem Nebenantrieb des Getriebes angetrieben. Der zentrale Saugeingang ist mit einem Schaltorgan für wechselseitigen Anschluss sowohl an den Tank als auch für offene Wasserstellen ausgestattet. Auf dem Fahrzeugdach, das über Klapptritte erreicht wird, können Leitern in einem Gerüst gelagert werden.“
Das Bild zeigt den Einbau der Feuerlöschkreiselpumpe mit den Druckabgängen. Die Kraftübertragung des Verteilergetriebes an die Achsen und an die Feuerlöschkreiselpumpe, sowie die Anordnung des Löschwasserbehälters, hier in Kreuzform.
Quelle: Carl Metz
Bei der Abnahme des Fahrzeuges durch die Feuerwehrschule stellte sich ein Problem dar. Das Fahrzeug war zu hoch. Die neuen Rundumkennleuchten (Blaulichter) gaben dem Fahrzeug eine größere Höhe als in der Norm vorgegeben war. Feuerwehrfahrzeuge waren bis 1958 nur mit nach vorn leuchtenden blauen Blickleuchten ausgestattet, die mit dem Fahrzeugdach eine Linie bildeten. Kurzerhand wurde der Reifendruck so weit reduziert, bis die Höhe passte. Ähnliche Probleme gab es auch bei der Umstellung auf die Frontlenker Generation, hier waren die Fahrzeuge jetzt zu schwer. Die Norm wurde dann in beiden Fällen entsprechend der neuen Technik angepasst.
Das neue Tanklöschfahrzeug wurde in den folgenden Monaten den Memminger Verhältnissen angepasst. So wurden die 4 Steckleiter-Teile durch eine zweiteilige Schiebeleiter ersetzt. Die Saugschläuche wurden auf das Dach des Fahrzeugs verlegt, da im Einsatzfalle ein Tanklöschfahrzeug nur im Notfall aus einem offenen Gewässer Wasser fördert. Die freien Flächen auf dem Aufbau wurden mit B-Schläuchen aufgefüllt, da es bei Überlandeinsätzen im Landkreis Memmingen immer wieder wegen fehlenden Schläuchen bei der Wasserförderung zu Engpässen kam. Der Zumischer und das Schwerschaumrohr auf der einen, Besen und Schaufeln auf der anderen Seite wurden in den Trittbrettkästen gelagert. Neben dem Schnellangriff war auf dem Fahrzeug auch ein zweiter 30 Meter formstabiler Schlauch gelagert. So war es in Memmingen üblich, den Schnellangriff mit diesem Schlauch zu verlängern. Der übliche Aufbau mit Verteiler wurde nur bei Bedarf mehrerer C-Rohre vorgenommen. Ebenso bestand der Löschzug für eine gewisse Periode aus TLF, DL und zweitem TLF. Das Löschgruppenfahrzeug wurde nur bei Überlandeinsätzen und größeren Bränden mitgeführt.
Bei einer Übung der Feuerwehr mit anderen Hilfsorganisationen und der Polizei im Jahr 1961 erkannte man einen Mangel bei der Kommunikation untereinander. So schrieb Landpolizei-Inspektionschef, Oberinspektor Ulrich Ziegelmeyer in seinem Bericht zur abgehaltenen Übung:
„Die Memminger Stadtfeuerwehr braucht dringend eine Sprechfunk-Ausrüstung. Die hierfür erforderlichen 3000 DM müssten aufzubringen sein! Er wies darauf hin, dass zwar die Mitwirkung des Polizeifunks in solchen Fällen jederzeit gegeben sei, man aber durch eine eigene Sprechfunkverbindung im Ernstfall doch noch wertvolle Minuten einsparen könne. Es könnte übrigens auch einmal vorkommen, dass alle Funkstreifen der Landpolizei anderweitig im Einsatz und für Feuerwehrzwecke unerreichbar sind. Was dann? Mit Recht wurde die Sanitätskolonne des BRK in Memmingen schon vor einiger Zeit mit Sprechfunk ausgerüstet. Und was den Sanitätern recht ist, muss der Feuerwehr billig sein“.
1962 begann auch bei der Memminger Feuerwehr eine neue Ära. Der Sprechfunkverkehr wurde eingeführt. Die Feststation im Feuerwehrhaus 1 am Ratzengraben und 2 Fahrzeuge wurden mit jeweils einem FuG 7a ausgestattet. Mit der Einführung der neuen Technik erhielt die Memminger Feuerwehr auch ihre erste Funkalarmierung. Die alte drahtgebundene Technik aus dem Jahre 1921 über Alarmglocken in den Wohnungen der Wehrmänner wurde durch eine moderne Anlage der Firma Siemens ersetzt.
Name der Anlage: Typ Memmingen.
Das Besondere an dieser Anlage war, dass jede Alarmierung mit einem Kontrollempfänger überwacht wurde. Bei einer gestörten Alarmierung läutete die Alarmglocke im Feuerwehrhaus so lange, bis die Alarmierung ordnungsgemäß gesendet wurde.
Auf der Feuerwehr Fachausstellung „Interschutz Roter Hahn“ in Frankfurt wurden 1972 die ersten Fahrzeuge in der neuen Leuchtfarbe RAL 3024 vorgestellt. Bisher waren alle Feuerwehrfahrzeuge in RAL 3000 (rot) und alle abstehenden Teile in RAL 9005 (schwarz) lackiert. Nur bei den Feuerwehren in Hessen wurden bereits die Fahrzeuge in Tagesleuchtfarbe mit weiß abgesetzten Flächen lackiert. Auf Initiative des Zugführers der Weckerlinie, Otto Schnabel wurde mithilfe des Memminger Autolackierfachbetriebes Schrapel das Tanklöschfahrzeug in RAL 3024 nach dem Vorbild des Landes Hessen umlackiert. Die Farbgebung eines Fahrzeuges in der Tagesleuchtfarbe RAL 3024 war sehr kompliziert und arbeitsaufwendig. So mussten mehrere Lackschichten weiß, gefolgt von 5 Schichten roter Leuchtfarbe und danach noch mehrere Schichten transparentem Lack aufgebracht werden. Die Fähigkeiten der Firma Schrapel sprachen sich sehr schnell herum. Und so wurden viele Feuerwehrfahrzeuge aus dem Allgäu und auch vieler Südtiroler Feuerwehren in Memmingen mit Tagesleuchtfarbe lackiert.
Mitte der 70er Jahre wurde das Getriebe des Fahrzeuges nach einem Defekt gewechselt. Die immer mit angetriebene Vorderachse konnte nun bei Bedarf zu- oder abgeschaltet werden.
Ins Schwitzen kamen die Verantwortlichen bei der Stadt Memmingen und der Feuerwehr als zeitgleich beide „neuen“ Tanklöschfahrzeuge ausgefallen waren. Das neueste TLF „Pet“ stand in Karlsruhe mit Pumpenschaden. Bei der „Helene“ musste der Motor getauscht werden, hier wurde dann ein neuer Motor mit Direkteinspritzung eingebaut. In dieser Zeit war das älteste TLF 15 „Irmi“, das einzige Tanklöschfahrzeug in Memmingen.
In den folgenden Jahren wurde auch die Beladung des Fahrzeuges den neuen Gegebenheiten angepasst. So wurde die Anzahl der Pressluftatmer von 3 auf 4 erhöht und die zweiteilige Schiebeleiter durch eine dreiteilige ersetzt.
Bei Großbränden im Landkreis und der Stadt rückte die Memminger Feuerwehr mit 2 TLF 16 und dem 1978 neu beschafften TLF 24/50 aus. Das hatte zur Folge, dass im Erstangriff fast 10 000 Liter Löschmittel zur Verfügung standen. Dies änderte sich erst mit der Inbetriebnahme der integrierten Leitstelle und den damit verbundenen neuen Planungen zur neuen Alarm- und Ausrückeordnung.
Im Frühjahr 1986 wurde unser TLF 16 „Helene“ zum letzten Mal zu einem Waldbrand nach Unterbinnwang bei Kronburg alarmiert.
Einige Wochen später wurde das Fahrzeug an die Feuerwehr Memmingerberg abgegeben.