Am Samstag, dem 6. Juli 2024 fand in unserer Werkstatt am Ratzengraben das diesjährige Grillfest statt. Nach der Begrüßung der anwesenden Vereinsmitglieder mit ihren Partner:innen und Kindern begrüßte unser Vorstand Rainer Dietrich zahlreiche Freunde und Ehrengäste, darunter Oberbürgermeister Jan Rothenbacher, Altoberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger, Altoberbürgermeister Manfred Schilder und viele mehr.
Für die musikalische Umrahmung der Veranstaltung sorgte der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Memmingen.
In seiner Ansprache erläuterte Rainer, dass das Grillfest der erste Anlass zum Feiern sei, aus zwei weiteren Gründen diese Veranstaltung aber heuer deutlich umfangreicher ausfällt, als sonst üblich.
Der zweite Anlass zum Feiern:
Unsere Drehleiter DL 25 wird in diesem Jahr 70 Jahre alt und wurde 1954 auf den Namen „Georg“ getauft. Benannt nach dem ehemaligen Kommandanten der Memminger Feuerwehr Georg Allgöwer, der von 1945 bis 1959 die Geschicke der Memminger Feuerwehr lenkte.
Das Fahrzeug war die erste vollautomatische Drehleiter der Stadt Memmingen und wurde am 28. April 1954 zum Preis von exakt 51.818,60 DM bestellt. Bereits am 21. August 1954 wurden die Kameraden bei der Firma Metz in Karlsruhe in die Technik der neuen Drehleiter eingewiesen. Sie war dann bis zum 18. Juli 1985, also 31 Jahre, in Memmingen im Einsatz.
Nach der Außerdienststellung der Drehleiter war dies das erste Restaurierungsprojekt in unserer Interessengemeinschaft. In den Jahren 1989 bis 1990 wurde der Leiterpark von der Lafette genommen und überholt. Das Fahrzeug wurde in seine Einzelteile zerlegt, komplett entrostet und neu lackiert.
Doch der Zahn der Zeit nagte weiter und so haben wir in diesem Jahr neue Bleche in die Kotflügel eingeschweißt, das Armaturenbrett überarbeitet, die alten Löcher vom damaligen Funkgerät zugeschweißt und am hinteren Geräteaufbau die defekten Holzteile erneuert.
Bis auf einige Holzarbeiten im Innenraum steht unsere Leiter heute wieder voll funktionsfähig vor uns, wie am Tag der Auslieferung 1954.
Wir und viele Kameraden, die mit dieser Leiter noch im Einsatz waren, sind stolz darauf, dass wir sie und auch den kompletten Löschzug der Stadt Memmingen erhalten konnten.
Der dritte Anlass heute:
Und das ist für die Interessengemeinschaft ein sehr wichtiger Punkt, nämlich die Unterbringung unseres historischen Löschzuges.
Vor drei Jahren wurden wir durch mehrere Artikel in der Memminger Zeitung aufgeschreckt, die da lauteten: „Die gesamte Altstadt als Sanierungsgebiet“ oder „Fahrplan für die nächsten 15 Jahre“ oder „Bis zu 100 neue Wohnungen am Hühnerberg“, da läuteten die Alarmglocken und wir fragten uns, wie lange uns wohl noch das Feuerwehrhaus am Hühnerberg für unsere Fahrzeuge zur Verfügung stehen wird?
Aber auch die Frage, welchen Beitrag wir zur Attraktivität unserer Altstadt leisten können, beschäftigte uns.
Und so entstand die Vision, unseren alten Löschzug wieder an die Geburtsstätte der Memminger Feuerwehr zu holen, um dort eine historische Feuerwache einzurichten. Das wäre eine Aufwertung für unsere schöne Altstadt und wir hätten alle unsere historischen Fahrzeuge und Handdruckspritzen wieder in der alten Feuerwache am Ratzengraben.
Daraus sollte ein „Reinschau-Museum“ entstehen.
Und wir könnten die Räume für spezielle Stadtführungen oder Schulklassen öffnen, um den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt oder Gästen zu zeigen, wie Feuerwehr früher funktionierte. Wie einfach die Ausrüstung war und wie man die Feuerwehr in der Vergangenheit alarmiert hat.
Schon jetzt können wir feststellen, wenn wir zum Hinterhof die Tore aufhaben, dass viele Eltern mit Ihren Kindern bei uns hereinschauen und sich informieren. Wir sehen, wie groß das Interesse an den Feuerwehrgerätschaften ist.
Im September 2021 hatten Vorstand Rainer und Vereinsmitglied Karl einen Termin beim damaligen Oberbürgermeister Manfred Schilder und Herren der Stadtverwaltung. Hier trugen wir unsere Gedanken von der historischen Feuerwache vor. In dem Gebäude am Ratzengraben, das von 1865 bis 1985 das Gerätehaus der Memminger Feuerwehr war. Indem auch zu seiner aktiven Zeit unser alter Löschzug untergebracht war und über 30 Jahre von hier aus zu unzähligen Einsätzen in der Stadt und weit über den Altlandkreis Memmingen hinaus ausrückte, um Not und Leid von Mensch und Tier abzuwenden.
Diese 120-jährige Feuerwehrgeschichte in diesem denkwürdigen Gebäude verpflichtet uns als Interessengemeinschaft, uns für eine öffentlichkeitswirksame Weiterverwendung dieser Geburtsstätte der Memminger Feuerwehr einzusetzen.
Einen ersten Schritt dazu hat uns die Stadt Memmingen ermöglicht, indem wir die von der Feuerwehr Memmingen freigewordenen zwei Garagen hier zur Krautstaße im Januar dieses Jahres übernehmen konnten. Dafür möchten wir dem Stadtrat und den Bürgermeistern heute recht herzlich danken. Danke besonders unserem Altoberbürgermeister Manfred Schilder und Feuerwehrreferent Jürgen Kolb, die unser Anliegen in die Wege geleitet haben.
Um unsere Begegnungsstätte der Feuerwehr zu komplettieren und unser Kulturgut, den alten Löschzug und die Handdruckspritzen, 2 Stück an der Zahl, mit allen Feuerwehrgerätschaften unterzubringen, sehnen wir uns natürlich nach den restlichen Garagen, wo zurzeit das Fundamt untergebracht ist. Wir würden uns freuen, wenn es hier zu einer zeitnahen Lösung kommen würde.
Im Anschluss an den offiziellen Teil der Veranstaltung fand ein gemütliches Beisammensein statt, das sich bis in die späten Abendstunden hinzog.