Vorwort:
Auch über das Löschgruppenfahrzeug „Goliath“ liegen trotz intensiver Recherchen in Archiven und diversen Protokollen bis heute nur wenige Informationen vor.
Laut Protokoll der Vorstandssitzung vom 30. November 1955 wurde die Beschaffung eines LF 16 bei der Stadt beantragt. Begründet wurde dies damit, dass das Magirus-Fahrzeug „Leichte Kraftfahrspritze“ aus dem Jahre 1938 nicht mehr voll einsatzfähig sei.
In der Sitzung vom 28. März 1956 teilte Kreisbrandinspektor Georg Allgöwer mit, dass der Stadtrat der Beschaffung eines LF 16 zugestimmt habe. Zur heutigen Verwaltungsratssitzung wurde deshalb Referent Angerer eingeladen. Bei der Abstimmung, ob Magirus oder Mercedes beschafft werden soll, sprachen sich alle Teilnehmer für Mercedes aus. Somit wurde beschlossen, ein Mercedes/Metz LF 16 zum Preis von 54.000 DM zu bestellen.
In den Protokollen finden sich keine weiteren Eintragungen, weder über die Art der Auslieferung noch über den ersten Einsatz des Fahrzeuges.
Sobald wir weitere Informationen über das LF 16 erhalten, werden wir diese hier veröffentlichen.
Die Entscheidung im Jahr 2018
Auf der Jahreshauptversammlung am 27.02.2018 haben die Vereinsmitglieder und der Vorstand beschlossen, unser LF 16 „Goliath“ zu restaurieren.
Es ist das letzte Großfahrzeug unseres Löschzuges, das wieder im Originalfarbton der 50`er Jahre erstrahlen soll. Der rostige Zahn der Zeit nagt mittlerweile sichtbar an vielen Stellen. Es wäre also höchste Zeit, mit den Restaurierungsarbeiten zu beginnen. Damit hätten wir dann alle Fahrzeuge unseres Löschzuges wieder auf dem Stand, wie sie in den 50`er Jahren an die Feuerwehr Memmingen ausgeliefert wurden.
Auch wenn die Finanzierung dieses Projektes noch nicht gesichert ist, sind wir guter Dinge, dass wir mit unseren Mitgliedern, aus denen sich bereits wieder eine motivierte „Schraubertruppe“ gebildet hat, diese anspruchsvolle Aufgabe meistern werden.
Anbei möchten wir von Zeit zu Zeit über den Fortgang der Restaurierungsarbeiten berichten und einige Bilder zeigen.
Technische Daten
Klassifizierung: Löschfahrzeug
Indienststellung: | 14. August 1956 |
Im Dienst bis: | 29. Dezember 1988 |
Kennzeichen: | MM-227 |
Interner Name: | „Goliath“ |
Funkrufname: | Florian MM 41/1 |
Fahrgestell: | Mercedes-Benz |
Fahrzeugtyp: | LAF 311 |
Motor: | OM 312, 6 Zylinder-Vorkammerdiesel |
Reihenmotor | |
Motorenhersteller: | Mercedes-Benz AG, Werk Mannheim |
Motorleistung: | 115 PS bei 2800 U/min. |
Hubraum: | 4580 ccm |
Anzahl Gänge: | 5 Vorwärts / 1 Rückwärts |
Brennstoffverbrauch: | ca. 20 l Diesel auf 100 km |
Geschwindigkeit: | max. 70 km/h |
Zul. Gesamtgewicht: | 9000 kg |
Aufbau-Hersteller: | Carl Metz, Karlsruhe |
Löschwassertank: | 800 Liter |
Pumpentyp: | Metz FP 16/8 |
Pumpenleistung: | 1600 l/min bei 8 bar |
Besatzung: | 1/8 |
April 2018, die Arbeiten beginnen ...
Am 14. April 2018 haben wir mit der Dokumentation aller noch im Fahrzeug befindlichen Geräte begonnen. Pro Geräteraum wurde festgehalten, welches Teil mit welcher Halterung an welcher Position verbaut war. Parallel dazu wurde mit der Demontage der ersten Einbauten begonnen.
In den folgenden Wochen wurden die Fahrzeugtüren ausgebaut, die Kotflügel demontiert, alle Halterungen und Einbauten entfernt, aber auch schon die ersten Fahrzeugteile repariert und für die Lackierung vorbereitet.
August 2018, Der Kofferaufbau wird abgehoben
Mitte August waren wir so weit, dass der Kofferaufbau vom Fahrgestell abgehoben werden konnte. Anschließend wurden die noch im Aufbau befindlichen Trennwände entfernt, sodass der Koffer komplett entkernt war. Die Feuerlöschkreiselpumpe (FKP) und der Löschwassertank wurden vom Fahrgestell demontiert. Nun begannen die aufwendigen Entrostungs- und Schweißarbeiten. Zwischenzeitlich hatten wir vom Lackierer die Information erhalten, dass alle neu zu lackierenden Teile komplett entlackt werden müssen, da die heutigen Farben nicht mit dem 1956 aufgetragenen Nitrolack kompatibel sind.
Diese Ansage machte uns das Leben nicht leichter.
Januar 2019, Das Fahrgestell und der Koffer gehen zum Lackierer
Endlich ist es soweit, der Koffer und das Fahrgestell gehen zum Lackierer. Diverse Anbauteile haben bereits die neue Farbe erhalten und wir können es kaum erwarten das Fahrzeug im neuen Glanz zu sehen.
Februar 2019, Das Fahrgestell und der Aufbau haben eine neue Farbe
Das Fahrgestell und der Aufbau sind zurück, jetzt beginnt der Zusammenbau. Zuvor müssen aber noch zahlreiche An- und Einbauteile lackiert werden.
März 2019, Die FP und der Löschwassertank kommen auf das Fahrgestell
Die Feuerlöschkreiselpumpe und der Wassertank wurden in den letzten Monaten komplett überholt und auch neu lackiert. Beide Teile werden nun wieder auf das Fahrgestell montiert. Auch der Koffer hat inzwischen wieder seine neu lackierten Trennwände der verschiedenen Geräteräume erhalten.
Juni 2019: Hochzeit, das Fahrgestell bekommt seinen Aufbau zurück
Eine spannende und nervenaufreibende Aktion war das Wiederanbringen des Kofferaufbaus. Mit fachmännischer Unterstützung unserer Vereinsmitglieder Katrin und Christian und viel Manpower war es nach vielen Stunden geschafft. Das Fahrgestell hatte wieder seinen Aufbau.
September 2019, erste Präsentation zum 30-jährigen Bestehen der IG
In den letzten Wochen hat sich trotz Urlaubs- und Ferienzeit einiges getan.
Alle Scheiben und Türen sind eingebaut, alle Dachaufbauten sind fertiggestellt und auch der Innenausbau von Fahrgastraum und Koffer ist weit fortgeschritten. Immer das Zwischenziel vor Augen, wollen wir am 7. September 2019 anlässlich des 30-jährigen Bestehens der IG das noch unfertige Fahrzeug im Rahmen einer Fahrzeugausstellung einer breiten Öffentlichkeit präsentieren.
Oktober 2019
Im Moment drehen sich alle Arbeiten hauptsächlich um den Ausbau bzw. die Instandsetzung der Geräteräume. Wir schleifen und streichen. Einige Holzteile müssen von uns erneuert werden, da der Zahn der Zeit und der Einsatz deutliche Spuren hinterlassen haben. Die Restaurierung der Geräteräume gestaltet sich sehr zeitaufwendig, da es durch das mitgeführte Material eine Vielzahl von Befestigungen, Aufhängungen und Halterungen gibt.
Auch bei der Einrichtung der Geräteräume wollen wir dem Auslieferungszustand des Fahrzeuges so nahe wie möglich kommen. Dazu ist es notwendig, alte Unterlagen und Fotos herauszusuchen und zu sichten. Diese Aufgabe hat unser Mitglied Gerhard übernommen, der mit unglaublicher Geduld und Hartnäckigkeit jedem noch so kleinen Hinweis nachgeht, um der Schraubertruppe detaillierte Informationen über die Aufteilung und Ausstattung der Geräteräume zu liefern. Es geht voran, aber Geduld und Ausdauer sind gefragt.
Februar 2020
Derzeit wird an mehreren Stellen am Fahrzeug gearbeitet. Fast alle Arbeiten betreffen den Innenausbau bzw. die Aufarbeitung der Fahrzeugausstattung. Auch an den beiden stark in Mitleidenschaft gezogenen Unterflurkästen wird gearbeitet. Hier ist unser Schlosser Enne seit Monaten damit beschäftigt, die Grundstruktur der Kästen auszurichten und Bleche zu erneuern. Inzwischen sind die Kästen so weit, dass die Rostschutzfarbe aufgetragen werden kann.
Unser technischer Leiter sorgt für Nachschub. Die Tragkraftspritze, die in Memmingen zum Fahrzeug gehört, steht in der Werkstatt und soll ebenfalls in neuem Glanz erstrahlen. Die Demontage ging schnell und die ersten Teile sind schon beim Lackierer.
März 2020
Aufgrund der COVID-19 Pandemie wurden alle Arbeiten am Fahrzeug eingestellt.
15. Mai 2020
Nach Aufhebung der Ausgangsbeschränkungen in Bayern trafen sich die ersten Mitglieder unter Einhaltung der geltenden Abstandsregeln in der Werkstatt, um die Arbeiten an den Unterflurkästen fortzusetzen.
Juli 2020
Die beiden Unterflurkästen werden in ihre Halterungen gehoben und befestigt. Damit sind die letzten Großteile an ihrem Platz. Des Weiteren wird am Innenleben des Geräteraumes 6 gearbeitet. Das heißt, die 12V Kabeltrommel und das dazugehörige Scheinwerfer-Stativ werden aufgearbeitet. Auch die Holzkästen für das Handwerkzeug, das Starkstrom Werkzeug und der Verbandskasten erhalten einen neuen Anstrich.
August 2020
Die 2018 begonnene Restaurierung unseres LF 16 machte es notwendig, den alten Nitro Lack komplett zu entfernen. Damit verlor das Fahrzeug zwangsläufig auch alle Beschriftungen. In echter Handarbeit wurden nun von unseren beiden „Schriftmalern“ Rainer und Theo der Schriftzug „Freiw. Feuerwehr Memmingen“ und das Wappen der Stadt Memmingen auf die beiden Fahrzeugtüren aufgebracht.
Am 27.08.2020 erhielt unser LF 16 auch wieder seinen Schriftzug „Goliath“, benannt nach der biblischen Gestalt aufgrund des leistungsstarken 115 PS Turbolader Motors.
Der Geräteraum 6 (Werkzeug und Beleuchtung) ist fertig restauriert.
September 2020
Im Geräteraum 2 wurden die Halterungen für die wasserführenden Armaturen montiert. Die Strahlrohre, der Verteiler, ein Verteiler mit Druckbegrenzungsventil, der Schaumzumischer und das Schaumrohr wurden gereinigt und instand gesetzt.
Auch im Geräteraum 5 sind die Fächer und Halterungen für den Atemschutz fertig montiert. Verlastet sind 3 Atemschutzgeräte vom Typ DA58, die 2 Jahre nach Indienststellung des Fahrzeuges nachgerüstet wurden.
November 2020 - Metz Tragkraftspritze – Restaurierung abgeschlossen
Die auf dem LF16 befindliche TS 8/8 wurde nach Indienststellung des Fahrzeuges von der FF Memmingen eingebaut. Damit war es möglich, auch an unzugänglichen Wasserentnahmestellen zu saugen. Hintergrund der Beschaffung war wohl das schwache Hydrantennetz Anfang der 60er Jahre. Der Memminger Stadtbach und seine Wasserkunst ist ein zuverlässiger Wasserlieferant (außer am Fischertag) im Herzen von Memmingen.
Das Fahrzeug wurde damals auch zur nachbarschaftlichen Löschhilfe im Altlandkreis Memmingen eingesetzt. Hier erwies sich das Mitführen von großen Schlauchmengen und einer TS als sehr hilfreich.
Aufgrund des Teil-Lockdowns in Bayern wurden von Mitte November bis Februar 2021 alle Arbeiten am Fahrzeug eingestellt.
Jahr 2021
Die Trittbleche der Unterflurkästen wurden in den letzten Wochen in sehr aufwendiger Arbeit montiert. (siehe Artikel)
Die in Heimarbeit gereinigten und überholten Ausrüstungsgegenstände werden nach und nach im Fahrzeug verlastet.
Die Atemschutzgeräte wurden inklusive der Atemschutzmasken überholt und im Geräteraum 5 verlastet.
Zuletzt wurde die zum Fahrzeug gehörende Schlauchhaspel instand gesetzt.
Unser Wunschziel, bis Ende des 4. Quartals 2021 alle noch ausstehenden Detailarbeiten zu erledigen, ist erreicht. Das Fahrzeug wird im Dezember 2021 fertig restauriert sein.